Streiten oder lieber Familienfrieden um jeden Preis?

Ich erlebe immer wieder, dass in Familienunternehmen Umstände, mit denen man selbst unzufrieden oder nicht einverstanden ist, nicht angesprochen werden.

Warum? Eine Nachfolgerin drückte es in einem Coaching-Gespräch so aus: „Das führt doch nur zu Diskussionen, die in Streit enden, und dann sprechen wir auch privat tagelang nicht mehr miteinander. Das möchte ich vermeiden.“

Ähnliche Aussagen höre ich immer wieder, sowohl von der nachfolgenden als auch der abgebenden Generation. Aber eine Situation einfach zu akzeptieren oder auszusitzen, um die Harmonie in der Familie nicht zu gefährden, ist ebenfalls nicht der richtige Weg. Denn dies führt über kurz oder lang zu Frust, aus dem mit der Zeit Konflikte entstehen können, die die gesamte Nachfolge gefährden.

Aber warum zögern wir, wenn es ums Streiten geht? Meiner Meinung nach fehlt es in den meisten Fällen an einer Kultur des konstruktiven Streitens. Das ist bedauerlich, denn aus einem gesunden Streit kann etwas Positives hervorgehen.

Aber was benötigt eine gute Streitkultur?

❇️ Eine starke Beziehungsebene zwischen den Beteiligten. Andernfalls wird ein Streit immer eskalieren und persönlich werden.

❇️ Unterschiedliche Sichtweisen sollten auf einer sachlichen Ebene diskutiert werden. Dies ermöglicht die Lösungsfindung und stärkt die Beteiligten nach dem Gespräch.

❇️ Es empfiehlt sich, dass sich die Beteiligten im Vorfeld auf gemeinsame „Spielregeln“ oder „Streitregeln“ einigen.

Grundsätzlich gilt: Für eine gute Streitkultur ist ein starkes Vertrauensverhältnis essenziell. Denn auch eine gute Streitkultur schützt nicht davor, im Eifer des Gefechts die Sachlichkeit zu verlieren. Das ist vollkommen in Ordnung, solange man es bemerkt und offen ansprechen kann.